Unsere Positionen

(Stand 03/2017 - überarbeitet im Dezember 2017)

Wer sind wir, was wollen wir?

Unsere Bürgerinitiative zum Schutz des Wadgasser Waldes bemüht sich um den Erhalt des Naherholungsgebietes „Brüchel“ in unmittelbarer Nachbarschaft der dichtbesiedelten Region Wadgassen, Differten, Überherrn und Saarlouis. Tausende Bürger/innen aus diesen Städten schätzen den Wadgasser Wald als Premium-Erholungsgebiet, welches schnell zu erreichen ist und mit seinem gepflegten Wegenetz beste Entspannung für Spaziergänger, Wanderer, Jogger und Radfahrer bietet.

Wir nehmen für uns in Anspruch, Befürworter der Energiewende, Förderer der erneuerbaren Energien und auch von Energiegewinnung durch Windkraft zu sein. Das aber nur, wenn die Windräder denn auch an den richtigen Standorten stehen, d.h. mit entsprechendem Abstand zu Wohnsiedlungen und nicht im zu schützenden Ökosystem Wald.

Warum sind wir gegen Windräder im Wald?

In einem überschaubaren Waldgürtel zwischen den Orten Wadgassen, Differten und Friedrichweiler sollen 6 Windräder entstehen (siehe "Standorte". Und das bei einer Breite zwischen den Orten von 1,2 bis höchstens 2,2 km und einer Ausdehnung von ca. 4 km. Der Standort ist plausibel nicht zu begründen. Es weht dort kaum Wind, ein nennenswerter Stromertrag ist nachweislich ausgeschlossen.

Ein wertvoller Wald mit hohem Buchenbestand, großem Alt-und Totholzbestand, mit vielen zu schützenden Tierarten, ein sehr schönes Erholungs-und Wandergebiet würde irreparabel geschädigt.

Unsere These: Der Wadgasser Vorgang ist zwar ein besonders krasser, aber keineswegs einmaliger Vorgang.

Warum werden Windräder in Schwachwindgebieten gebaut?

Stromerzeugung durch Windkraft ist nur dort sinnvoll, wo der Wind kräftig und regelmäßig bläst, mit gebührendem Abstand zur Wohnbebauung, und nicht in wertvollem Waldbestand.
Diese Voraussetzungen sind im dichtbesiedelten, waldreichen und überwiegend windarmen Saarland nur an wenigen Standorten gegeben und nur dort dürften dann aus ökologischer wie ökonomischer Sicht Windräder genehmigt werden.

Kann man mit Windrädern Geld verdienen, auch dort wo es kaum Wind gibt?

Ja - Windräder sind hochsubventioniert, so dass deren Betreiber den Grundbesitzern, die Flächen zur Verfügung stellen, lukrative Pachtgebühren bezahlen können. Von diesem großen Kuchen möchte die Landesregierung auch viele große Stücke mitnehmen, in einem Bundesland, das leider keine verbindlichen Regeln zu Mindestabständen zur Wohnbebauung und zum Schutz von Mensch und Natur kennt.

Was ist die Konsequenz?

  • Windräder werden auch an ökologisch unverantwortlichen und ökonomisch unsinnigen Standorten genehmigt, zunehmend auch im Staatsforst. 
  • Hierbei werden die Auflagen der Prüfbehörde, dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) immer mehr den Wünschen der Investoren angepasst. Diese Einschätzung von (03/2017) müssen wir heute (12/2017) umformulieren, siehe unten.
  • Es werden u.a. die Schutzbedürfnisse der betroffenen Menschen überhaupt nicht geprüft und berücksichtigt. Bezeichnend ist, wie bereits im Artikel der Saarbrücker Zeitung vom 1.2.17 ausgeführt (siehe Teil 2 der Windrad-Serie), dass von den wenigen Ablehnungen durch das LUA kein einziger aus Gründen zwingender menschlicher Erfordernisse erfolgte. 
  • Weiterhin ist zu beanstanden, dass eine Kosten-Nutzen-Analyse überhaupt nicht erfolgt und so auch Anlagen in windschwachen Gebieten genehmigt wurden, deren Stromertrag mehr als bescheiden ist. Dies spielt aber deswegen wohl keine Rolle, weil die Subventionen so oder so reichlich fliessen. 
  • Die ernüchternde Zwischenbilanz des Energiebeirates spricht eine deutliche Sprache: 130 aktuell laufende Windräder erbringen eine Leistung von 283 MW, d.h. im Durchschnitt 2,18 p.a. Bisher konnte bei diesen bescheidenen Ergebnissen und in Anbetracht der ungesicherten Kontinuität kein einziges konventionelles Kraftwerk vom Netz genommen werden. Solange die Probleme der Speicherung und des Netzausbaus nicht gelöst sind, wird sich selbst dann nichts ändern, wenn das ganze Land durch diese von Experten eindeutig als Überbrückungstechnologie definierte Methode „verspargelt“ wird.

Ergänzung 12/2017:

Ein Anpassung der Prüfvorschriften an die Wünsche der Investoren wollen wir nicht mehr unterstellen. Aber:

  • Die Auflagen werden leider nicht an die rasante technische Entwicklung der Windkraftanlagen angepasst. Es wird immer noch so geprüft, als wären Windräder nicht höher als 50 Meter.

Wie arbeitet das LUA?

Die Arbeitsweise des LUA ist intransparent:

  • Auskünfte sind nicht zu erhalten
  • Akteneinsicht wird verweigert bzw. verschleppt
  • Nutzungsverträge insbesondere auch zu den Pachterlösen quasi als Geheimpapier nicht offengelegt. Daraus resultierende Verpflichtungen sind unbekannt.

Ergänzung 12/2017:

Diese ursprüngliche Einschätzung möchten wir nicht aufrecht erhalten. Nach den Landtagswahlen im Saarland und der anschliessenden Novellierung des Waldgesetzes sind wir in einen regelmässigen Dialog mit Vertretern des LUA und des Umweltminsteriums eingetreten. Dabei wurde seitens der Behörden die Transparenz deutlich verbessert, soweit es die dem zugrundeliegende Gesetzesregelung (inbesondere das "Saarländischen Umwelt-Informationsgesetzes" - SUIG) ermöglicht hat. Die Verweigerung einer Einsichtnahme wurde ggf. nicht einfach nur mitgeteilt, sondern detailliert begründet. Vor allem aber wurde miteinander gesprochen. Dabei wurde insbesondere die Rolle des LUA im gesamten Verfahren klar und für uns als BI wurde nachvollziehbar, warum viele Dinge so laufen, wie sie eben laufen. Dadurch konnten wir unsere eigene Arbeit viel gezielter auf die relevanten Themen konzentrieren.

Wie kommt das bei der Bevölkerung an?

Bei uns und vielen Menschen verfestigt sich der Eindruck, dass oftmals nicht die Stromerzeugung, sondern die Subventionsoptimierung im Vordergrund steht.

Das System ist ja auch allzu verführerisch:
Landbesitzer verpachten und erzielen lukrative Einnahmen – Investoren und Projektentwickler verdienen dank der überdimensionierten Subventionen auch ohne großen Stromertrag stattliche Gewinne - Windkrafthersteller und Bauunternehmungen haben Hochkonjunktur mit satten Gewinnmargen.

Also nur Gewinner?
Leider nein. Verlierer sind, neben der Natur, der Steuerzahler, der die Subventionen durch ständig steigende EEG-Umlagen und höhere Strompreise finanziert, sowie die vielen betroffenen Menschen, die wegen fehlender Mindestabstände Gesundheitsschäden davontragen und deren Eigentum entwertet wird.

Ergänzung 12/2017:
Mittlerweile reihen sich auch Projektierer in die Reihen der Verlierer ein, weil sich zeigt, dass durch das seit Anfang 2017 geltende neue Ausschreibungsverfahren für EEG-Zulagen viele Projekte wirtschaftlich nicht abbildbar sind und deshalb nicht mehr zum Zuge kommen. Das zeigt einmal mehr, dass unsere Region als Windkraftstandort denkbar ungeeignet ist.

Was fordern wir?